Sag mal…. Laura* 15 Jahre

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…Was hat dich dazu bewogen, dich auf der Jugendberatungsstelle zu melden? Was sind deine Anliegen?

Vor etwa zwei Jahren haben meine Mutter und ich uns auf der Jugendberatungsstelle in Baden gemeldet, da ich mich mit ihr gar nicht gut verstanden habe. Wir sind uns aus dem Weg gegangen, haben viel gestritten, sodass ich mich Zuhause nicht mehr wohl und nur noch unverstanden gefühlt habe. Meine Mutter und ich sind über‘s Internet auf die Jugendberatungsstelle gestossen und haben uns telefonisch gemeldet. Ich war damit einverstanden, weil alles besser war als die Situation zu Hause.

…Wie hast du es erlebt, dich einer fremden Fachperson anzuvertrauen? Fiel es dir eher leicht? Was war schwierig?

Ich konnte mich von Beginn an anvertrauen, da ich eine offene Person bin und merkte, dass auch ich ernst genommen werde. Mir half es, dass mir Einzeltermine angeboten wurden, die ich ohne meine Mutter wahrnehmen konnte und Vertrauliches nur mit meiner Beratungsperson besprechen konnte. Ich darf alles bereden und weiss, dass es nicht weitererzählt wird. In den ersten Terminen zusammen mit meiner Mutter wurde viel geweint, diskutiert, gestritten, das was schwer. Es dauerte eine Weile, bis sich zu Hause wirklich etwas verbesserte und ich das auch bemerkte. Eine Zeit lang, als ich von zu Hause weglief und ich gar nicht mit meiner Mutter reden konnte, war ich total entmutigt. Doch auch da fanden wir in den Sitzungen einen Weg, Schritt für Schritt aufeinander zuzugehen und wir lernten, besser miteinander zu reden.

…Wie hast du die Therapie bzw. den Beratungsprozess erlebt? Was hast du für dich persönlich mitnehmen können?

Bei mir fand ein Umdenken statt, als ich von zu Hause weglief und die Polizei mich holte, da merkte ich, dass sich echt etwas verändern muss! Auch wenn es schwer fiel, besprachen wir in vielen Familienterminen das Geschehen und näherten uns an. Die Termine gaben mir Halt, denn erst als ich mich verstanden fühlte, war ich erst bereit, auch meiner Mutter entgegen zu kommen. Ich wollte mich in meinem Zuhause wohl und geborgen fühlen, das kannte ich vor allem wenn ich mit meinen KollegInnen zusammen war. Es gab mir Sicherheit zu wissen, dass ich regelmässige Einzeltermin wahrnehmen durfte und mir zugehört wird. Regeln haben meine Mutter und ich seither zusammen festgelegt, das fand ich wichtig. Die Aufgaben, die Sie uns nach den Familienterminen mitgegeben haben, haben meine Mutter und ich oft gerne ausprobiert, das hat uns zusammengeschweisst.

…Wem würdest du das Jugendberatungsangebot weiterempfehlen?

Ich würde es allen Jugendlichen und Familien empfehlen, die so grosse Probleme haben, dass sie nicht mehr miteinander reden können. Jugendliche die sich alleine, unverstanden und allein gelassen fühlen finden hier einen sicheren Raum zum Reden. Ich war ja zu Beginn auch skeptisch, ob die Termine hier was bringen und doch bin ich sehr froh, dass ich es wahrgenommen habe! Wenn es nicht passt, kann man sich auch problemlos wieder abmelden. Sie haben mich ja auch an Gespräche mit der Schule begleitet, das hat mir Halt gegeben und gezeigt, dass jemand an mich glaubt. Sie haben mich auch während der stressigen Lehrstellensuche unterstützt, Vorstellungsgespräche mit mir eingeübt und schlussendlich bin ich so stolz, dass ich eine Lehrstelle gefunden habe! Ich bin froh, dass das Jugendberatungs-Angebot kostenlos ist, sonst hätten es meine Mutter und ich wahrscheinlich nicht wahrgenommen.

…Was denkst du, was beschäftigt Jugendliche in deinem Alter besonders?

Derzeit dreht sich bei meinen KollegInnen sehr viel um die Lehrstellensuche, die Angst keine Stelle zu finden und Ende Schuljahr mit nichts dazustehen. Das ist ein riesiger Druck! Wichtig finde ich, das Ziel nie aus den Augen zu verlieren. In der Schule dreht es sich ums Kiffen und Alkohol trinken, das ausprobiert wird und damit geprahlt wird. Die erste grosse Liebe ist auch ein aktuelles Thema bei meinen FreundInnen, gerade wenn man verletzt wird, brauche ich den Austausch mit ihnen. Allgemein dreht sich grad vieles um Typen an meiner Schule und Umfeld. An meiner Schule wird leider gemobbt, ich habe selbst diese schlimme Erfahrung gemacht und wünsche das niemandem. Ich bin froh, dass ich in der Situation Unterstützung erhalten habe und gestärkt da heraus gekommen bin. Jugendliche die gemobbt werden, sollten sich nicht verstecken und sich Unterstützung suchen, es wird besser. Auch sollten wir nicht wegen des Aussehens fertig gemacht werden, ich finde es umso schöner, wenn jede Person individuell ist und sich so zeigen darf, wie sie ist!

…Zum Schluss, zeig uns deinen wichtigsten Gegenstand, den du dabei hast:

erfahrungsbericht_jugendberatung_lauraDieses Armband habe ich schon seit Jahren! Es war ein Geschenk meiner Tante. Warum es mir viel bedeutet? Weil ich es immer bei mir habe, in guten wie in schlechten Zeiten und es mir Kraft gibt.

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