„Oft erkennt man nicht, wo die Wege hinführen, welche Hindernisse auf dem Weg sind und wo wir uns helfen lassen können. Die letzten Tage waren geprägt von Höhen und Tiefen, meist in ziemlich schnellem Wechsel. Im einen Moment springe ich beinahe übermenschlich schnell von meinem Stuhl auf und balle die Fäuste, nur um dann zu merken, was passiert ist. Ganz plötzlich fand ich mich in diesem Moment, wo ich dastand, bereit, so stark wie mein Arme es erlauben, gegen den vermeintlichen Gegner zu kämpfen und das obwohl es keine Gefahr gab. Geschlagen habe ich nicht, zum Glück. Der Zorn verschwand dann auch irgendwann wieder.
Donnerstag im Zeichnen waren meine Augen nicht so ganz bei mir und meine Gefühle wohl noch ein Stück weiter weg. Diese paar wenigen Worte unserer Lehrerin hatten genügt und meine Augen überliefen (na toll, mitten in der Stunde Tränen in den Augen). Hat hoffentlich keiner mitbekommen, verstanden hätte man es nicht, nicht mal ich verstand.
Im einen Moment wollte ich tot sein, im anderen leben, von Zeit zu Zeit sogar sterben. Immer dann, wenn in meinem Kopf der Schalter umspringt, kommt diese Gedankenstimme, nicht die normale, die besondere. Diese Gedankenstimme, die mir erzählt, wie es mir geht, die die Gefühle in Worte zu fassen scheint. Angst ersetzt zu werden, Wut über die anderen, Hass gegen mich selbst. Solchen Stimmen sollte man nicht zu oft die Kontrolle über sämtliche Gedanken, Gefühle und Handlungen überlassen und doch wehre ich mich meist nicht dagegen.
Ich frage mich, ob ich, dass alles denn so will und komme immer wieder zu dem Schluss: Nein, ich will nicht. Auf der einen Seite will ich nicht ständig Angst haben, ich will nicht gefangen sein von meinen Gedanken, ich will die Kontrolle nicht verlieren. Auf der anderen Seite, will ich das Blut, ich will die Schnitte, die Verletzungen, ich will nicht mehr leben, will nicht aufstehen, will mich nicht bewegen und lasse mich vollkommen auf die Gedanken ein, die mich immer weiter in einen dunklen Abgrund ziehen. Und doch lache ich, ich bin amüsiert von den kläglichen Resten meiner Selbst und es bereitet mir fast Vergnügen zu sehen, zu was ich geworden bin.“
Diese Zeilen sind von meinem damaligen ich, aus dem Jahre 2014, wo es mir recht schlecht ging. Themen wie Suizid, Selbstverletzung, Freundschaft und Angst beschäftigten mich. Grosse Versagensängste plagten mich und meine Emotionen flogen hoch und quer und breit.
Heute, im Jahre 2018, empfinde ich Mitgefühl mit meinem damaligen ich, so viele Dinge die ich heute besser weiss und kann. Es erfüllt mich auch ein wenig mit Stolz, denn mit Hilfe von Therapie, stundenlangen Gesprächen mit anderen psychisch Kranken und viel Zeit und Geduld mit mir selbst, stehe ich nun an einem anderen Punkt. Ich kann heute anderen helfen, ohne mich dabei selbst aus den Augen zu verlieren. Ich kenne gesündere Verhaltensweisen als die Selbstverletzung und die Isolation. Ich habe Dinge die mir Spass und Freude bereiten und auf die ich aufbauen kann. Ich habe gelernt zu sprechen und Unangenehmes mit anderen zu teilen. Bleibt am Ball, geht euren Weg weiter, von Tag zu Tag, denn es wird besser.
Kennst du diese Dunkelheit der eigenen Gedanken?
Ist dir diese innere Ambivalenz auch schon begegnet?
Kannst auch du einige Jahre zurückblicken und feststellen, dass sich dein Leben verändert hat?
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Autorin: Anonym
Klientin der Jugendberatung BZB+ Baden